3.4.2004
Am 14.11.2003 verkündete die Universität Leipzig in einer Pressemeldung:
------------------------------------------------------------------------------- <quote> Date: Fri, 14 Nov 2003 11:48:59 +0100 (MET) Sender: idw - Pressemitteilung <service@idw-online.de> From: Dr. Bärbel Adams <adams@uni-leipzig.de> Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Universität Leipzig, 14.11.2003 Preis für Wirkungsnachweis homöopathischer Mittel Apothekerin Franziska Schmidt, Prof. Dr. Karen Nieber und Prof. Dr. Wolfgang Süß vom Institut für Pharmazie der Universität Leipzig erhielten jetzt den Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis 2003 der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. und der Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e. V. [...] </quote> -------------------------------------------------------------------------------
Bereits meine erste Kritik vom 28.11.2003
Erst im März 2004 veröffentlichte der Verlag den Text der "Studie".
Ich will nicht näher auf den Text eingehen, sondern möchte anhand von 2 Bildern die Hintergründe der Katastrophe erläutern.
Nieber et al haben Versuche mit einer Chemikalie durchgeführt. Die soll uns hier aber nicht weiter interessieren.
Die Chemikalie wurde in einer Trägerlösung verdünnt. Dann wurde in mehreren Schritten immer weiter verdünnt. Die Zahl D60 besagt zum Beispiel, daß 1:10exp 60 verdünnt wurde.
Bei der Herstellung der Verdünnungen wurden 2 Methoden benutzt:
Im Text verkünden die "Wissenschaftler" ganz stolz, daß das Verdünnen alleine nicht reicht für eine Wirkung, sondern daß erst das Aufschlagen die Wirkung bringt.
In den Bildern erkennt man an den Balken durchaus einen Unterschied zwischen dem jeweils oberen unter dem unteren Teil. Die Balken im oberen Teil sind länger, was eine stärkere Wirkung bedeuten soll.
Akzeptieren wir einmal, daß diese Werte tatsächlich gemessen wurden. Was sagt uns das?
Das sagt uns, daß man für die oberen Ergebnisse eine Flüssigkeit in einen Behälter getan und geschüttelt hat. Im Text ist die Rede von 10 "Schüttelschlägen". Für die Ergebnisse im unteren Teil wurde kein einziges Mal geschüttelt. Die Gleichmäßigkeit der Verdünnung wurde durch Umrühren mit einem Glasstab ereicht.
Jeder anständige Ingenieur hätte, wenn er solch eine Versuchsapparatur zur Hand hat, es nicht bei diesen 2 Versuchsreichen belassen, sondern vor allem getestet, wie sich die Zahl der Schüttelschläge auswirkt. Die quälendste Frage der Homöopathen ist doch seit 200 Jahren die Frage nach der notwendigen Zahl der Schüttelschläge. In Leipzig hättte man sie beantworten können. Man hat es nicht getan. Man hat versagt.
Wenn wir annehmen, daß tatsächlich unterschiedliche Werte gemessen wurden, muß es einen Unterschied geben zwischen den Versuchsflüssigkeiten vom oberen zum unteren Teil. Worin kann der bestehen?
Bei der Kirlian-Fotographie (siehe ama_kirl.htm) war Schlamperei die Ursache für die "sensationellen" Ergebnisse: Die nicht sauber geputzten Glasscheiben trugen noch Spuren des vorigen Versuchs und täuschten ein Gedächtnis vor.
Auch bei den Leipziger Versuchen muß es zu einer Verunreinigung gekommen sein. Beim Umrühren ist sie schwach, beim Schütteln deutlich stärker. Die Frage ist nun: Was hat die Verunreinigung verursacht?
Die Behälter sind vor dem Versuch gereinigt worden. Meist erfolgt so etwas chargenweise.
Beim Versuch kommt es durch das Schütteln zu einer intensiveren Berührung der Flüssigkeit mit der Behälterwand. Diese wird "abgewaschen".
Während es beim Umrühren ausreicht, den Behälter oben offen zu lassen, wäre das beim Schütteln wenig opportun. Wie wird der Behälter verschlosssen? Mit einem Gummistopfen? Durch das Schütteln wird der Stopfen abgewaschen und somit gelangen zunehmend Verunreinigungen aus dem Material des Stopfens in die Flüssigkeit.
Während man in den Fällen der Oberflächen (1) und Kontaktmaterial des Behälters (2) sehr sauber arbeiten kann, ist es beim Schütteln ganz anders: Da wird meist Luft im Behälter gelassen, damit die Flüssigkeit durcheinanderwirbeln kann. Man hätte natürlich luftleere, also randvoll gefüllte Behälter nehmen können und Glaskugeln zum Verwirbeln. Wäre dem so gewesen, hätte man mit stolzgeschwellter Brust davon erzählt. Hat man aber nicht...
Somit ist sicher, daß beim Schütteln die Flüssigkeit mit Luft verwirbelt wird und damit Gase aus der Luft in der Flüssigkeit gelöst werden. Je mehr schütteln, desto mehr Gasaufnahme in die Flüssigkeit.
Weil das Testobjekt ein organisches Material ist, wird es natürlich auch auf die gelösten Gase reagieren...
Die bisherigen Möglichkeiten können natürlich in Kombination auftreten, wodurch beispielsweise Weichmacher der Gummistopfen mit der gelösten Luft zusammenkommen - und dabei oxidiert werden...
Es gibt aber NOCH EINE Verunreinigung des Materials, und zwar durch das Material selbst!
Durch das Verwirbeln werden die Versuchssubstanzen mit Gas vermischt, können also internsiver reagieren als beim einfachen Umrühren. Das wahrscheinlichste ist eine Oxidierung.
Diese Verunreinigung des Materials unterscheidet sich deutlich vom Einbringen von Gasen durch Verwirbeln. Warum? Weil zum Schütteln eine kleine Menge X des Ausgangsmaterials in neue Trägerflüssigkeit gegeben und dann geschüttelt wird. Die in der kleinen Menge X gelösten Gase spielen keine große Rolle. Jede weitere Verschütttelungsstufe bringt kaum eine Veränderung.
Bei der Veränderungs der Versuchssubstanzen wird die gesamte Menge schon beim ersten Schütteln (in hoher Konzentration) reagieren, und in den folgenden Schritten wird die jweils vorhandene Menge WEITER mit den Gasen reagieren. Damit wird bei jedem Verschüttelungsschritt die Wirkung größer.
Weil bei jedem Verschüttelungsschritt ja auch verdünnt wird, nimmt die Konzentration der Versuchssubstanz ab, bis sie nicht mehr vorhanden ist. Damit gibt es ganz sicher mehrere sich überlagernde Effekte, die sich hinsichtlich des Parameters "Zahl der Verschüttelungsschritte" unterscheiden.
Im Text heißt es, es wurden (wie auch immer) die Werte vor und nach dem Versuch als Referenz verwendet. Aber wie wurde die Versuchsreihe selbst durchgeführt? Wurden die Konzentrationen ansteigend oder abfallend verwendet oder wurden die einzelnen Konzentrationen durcheinander gewürfelt benutzt?
Die kritische Frage ist hier, ob die Alterung des organischen Versuchmaterials der Ratten berücksichtigt wurde...
Gerade beim Effekt des Gasaustausches ist die Geschwindigkeit, mit der die Versuche durchgeführt werden, wichtig. Wurde das berücksichtigt? Ich befürchte, daß nein...
Der Fall in Leipzig ist ein klägliches Versagen einer ganzen Universität. Eine Schande für die Wissenschaft.
Aribert Deckers
Über den Wahnsinn Homöopathie
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Aribert Deckers