12.5.2002
19.4.2002
Der SFB hat in der Sendung "Kontaste" am 11.4.2002 einen Bericht über
Impfgegner ausgestrahlt. Die Autoren, Caroline Walter und Steffen Mayer,
haben mir freundlicherweise erlaubt, ihren Text der Sendung hier
wiederzugeben.
Zu der Sendereihe "Kontraste"gibt es eine Web-Site: http://www.kontraste.de
Die originale URL des Textes ist dort: http://www.kontraste.de/0202/manuskripte/txt_impfgegner.html
Die homöopathische Idee findet immer mehr Anhänger: Den Menschen ganzheitlich betrachten und ihm dabei helfen, möglichst nach eigenen Kräften gesund zu werden.
Mit dieser Einstellung Erkältungen zu Leibe zu rücken ist sicher eine vernünftige Sache. Aber gegen manche Krankheiten schafft der menschliche Körper es nicht alleine. Pest und Pocken raffen uns nicht mehr dahin, seit die klassische westliche Medizin dafür Impfstoffe gefunden hat. Aber jetzt wächst die Zahl der Homöopathen, die der Meinung sind: auch Impfen sei Teufelswerk. Das ist Ideologie, nicht Medizin. Ratschläge, die tödlich sein können, zeigen Ihnen: Caroline Walter und Steffen Meyer.
Carmen Neuwald bekam vor 6 Monaten den kleinen Fabian.Im Dezember sollte der Junge gegen Kinderkrankheiten geimpft werden. Kurz davor erhält die junge Mutter überraschend Post. Ein persönliches Anschreiben und einen Prospekt über Bücher von Impfgegnern. Carmen Neuwald liest Beängstigendes:
Carmen Neuwald bekommt Angst: Droht ihrem Jungen der Plötzliche Kindstod durch Impfung? Der Prospekt hat sie völlig verunsichert.
Carmen Neuwald:
"Man hat sowieso Angst. Und ich find es eigentlich auch wirklich gemein,
daß er das Impfen und den Plötzlichen Kindstod zusammenbringt. Weil die
Mutter denkt dann ja, ja ich hab mein Kind jetzt impfen lassen, jetzt
könnte es natürlich sterben."
Marvin, drei Jahre alt, aus Coburg. Er war nicht geimpft. Seine Mutter hat auf die Ratschläge von Impfgegnern gehört. Marvin bekam die Masern, mit schweren Komplikationen. Er konnte nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen - Verdacht auf Hirnschaden.
Stefka Sedlacek:
"Er hat die Hölle durchlebt, er hat starke Schmerzen gehabt, er hat
geweint unendlich, er hat das erste Mal das Krankenhaus erlebt, ihn hat es in
der Entwicklung zurückgeworfen um ein halbes Jahr oder um ein Jahr. Das
hätt er nicht durchmachen müssen. Das hätte ich ihm ersparen
können."
Marvin muß das Sprechen mühsam neu lernen. Er ist noch immer geschwächt, wird häufig krank. Marvin wurde das Opfer von Impfgegnern. Denn sie machen immer massiver Stimmung gegen das Impfen. Über 150 000 Mütter bekamen ungebeten die Broschüre, die Panik vor angeblichen Impfschäden verbreitet. Hinter dieser unseriösen Aktion steckt der Hirthammer-Verlag aus München. Wir wollen vom Verleger wissen, warum er Müttern Angst vor dem Impfen macht.
Franz Hirthammer, Verleger:
"Ich hab das gemacht, die Impfbücher verlegt und jetzt auch diese
große Werbeaussendung, weil ich glaube, daß Kinder durch Impfungen sehr
stark geschädigt werden, ein sehr hoher Prozentsatz, und weil ich
möchte, daß das nicht passiert."
Frage: "Woher wissen Sie, daß das passiert?"
"Aus den Büchern, die ich verlegt habe, von den Autoren, die ich für
sehr wahr halte."
Hirthammer verlegt die Werke der weltweit einflußreichsten Impfgegner. Ideologen, die sich gegenseitig zitieren. Die meisten sind Homöopathen. Auf dem Kreuzzug gegen das Impfen.
Wir haben uns die Bücher genau angesehen. Darin Behauptungen übers Impfen wie:
"... Hunderte von normalen, gesunden Babys tragen Schäden davon. Sie bleiben geistig zurück, werden blind, taub, autistisch, epileptisch, lernschwach, emotional instabil, künftige...Berufsverbrecher."
An allem soll das Impfen schuld sein - sogar an Aids, Allergien und auch dem Kindstod. Meinen die Autoren.
Prof. Schmitt von der Kinderklinik der Uni Mainz erforscht seit Jahren die Wirkung von Impfungen. Die Behauptungen der Impfgegner sind längst widerlegt.
Prof. Heinz Schmitt, Vorsitzender Ständige Impfkommission:
"Aus kontrollierten Studien wissen wir, daß in einer Gruppe von
geimpften Kindern genauso häufig wie in einer Gruppe von ungeimpften
Kindern Krankheiten auftreten. Also beispielsweise der Plötzliche
Kindstod ist nicht häufiger bei Geimpften oder Krampfleiden nicht
häufiger bei Geimpften als bei Ungeimpften."
Doch die Impfgegner verbreiten weiter Angst. Sie geben sich wissenschaftlich, täuschen den Eltern mit Tabellen und Statistiken seriöse Aufklärung vor.
Prof. Heinz Schmitt, Vorsitzender Ständige Impfkommission:
"Die Bücher des Verlages sind absolut unwissenschaftlich. Es wird
hier mit angeblichen Belegen beliebig umgegangen. Jegliches wissenschaftliche
Handwerkszeug fehlt den Autoren. Und es ist schlichtweg unverantwortlich, und
vielleicht sogar kriminell, was hier den Eltern, speziell den Müttern
vorgesetzt wird. Das ist ganz, ganz schwer zu akzeptieren."
Trotzdem wirken die Bücher. Immer mehr Eltern lassen nicht impfen.
Coburg, Bayern. Hier grassiert zur Zeit eine Masernepidemie. Über
eintausend Kinder sind an dem gefährlichen Virus erkrankt. Viele
mußten ins Krankenhaus mit schweren Komplikationen wie
Lungenentzündung.
In Coburg wohnen besonders viele Impfgegner, darunter auch der homöopathische Kinderarzt Dr. Fromme. Er redet Eltern ein: Masern sind gut fürs Kind.
Dr. Karl Fromme, Kinderarzt Coburg:
"Insofern hab ich irgendwie ein gutes Gefühl dabei, also ich hab
irgendwie das Gefühl, das schaffen wir und das geht gut, und die machen
die Masern durch."
Doch sein Gefühl täuscht. Auch Marvin war sein Patient - ihm und vielen Kleinen ging es gar nicht gut. Und in Coburg wird jetzt sogar befürchtet, daß ein Kind an den Masern stirbt.
Unweit von Coburg suchen wir den führenden Kopf der Impfgegner auf: Dr. Gerhard Buchwald, Autor im Hirthammer-Verlag. Seit 40 Jahren verteufelt er das Impfen. Wir konfrontieren ihn mit der Masernepidemie.
Dr.Gerhard Buchwald:
"Also, die Masern sind meines Erachtens ganz harmlos. Wenn sie sich mal die
Tabellen in meinem Buch angucken, da habe ich ja über die letzten 50
Jahre aufgelistet, wie viele wir jedes Jahr an Todesfälle an Masern
gehabt haben. Wie gesagt, in keinem Jahr hat es die Zahl acht erreicht."
8 Todesfälle - harmlos?
In einer von Buchwalds Schriften finden wir die unglaubliche Behauptung:
Impfen schädigt vor allem Kinder in Industrieländern, denn die:
"... Gehirne unserer Kinder scheinen ... im Gegensatz zu den Gehirnen der Kinder der Dritten Welt doch "hoch entwickelt" zu sein..."
Ideologischer Unsinn. Trotz der Masernepidemie in Coburg finden Buchwald und
Kollegen immer mehr Anhänger. Im Internet sto/szlig;en wir auf zahlreiche
Elternvereine, die gegen das Impfen Front machen.
Wir rufen das Impfsorgentelefon eines Vereins an, bekommen erschreckende
Auskünfte:
"Sie gehen ein Risiko ein, wenn Sie impfen. Es gibt die vielfältigsten Impfschäden - Allergien, Gehirnentzündung."
Die Impfgegner sind Überzeugungstäter. Sie reiten auf der Homöopathie-Welle, profitieren vom Wunsch vieler Eltern nach natürlichen Heilmethoden.
So versprechen sie:
"Homöopathie macht Impfungen überflüssig".
Das behauptet: Joachim Grätz, Diplom-Ingenieur, praktizierender Homöopath. Wir suchen ihn auf, wollen wissen, warum er Eltern massiv vom Impfen abrät, damit das Leben von Kindern riskiert.
Joachim Grätz:
Frage: "Herr Grätz. Grüß Sie. Steffen Mayer. ARD,
KONTRASTE. Wir hatten Sie angerufen ..."
"Ich habe gesagt, ich stehe nicht zur Verfügung. Das reicht."
Kein Interview. Stattdessen handgreifliche Argumente.
Prof. Schmitt hat kein Verständnis für die gefährlichen Ratschläge der Homöopathen.
Prof. Heinz Schmitt, Vorsitzender Ständige Impfkommission:
"Die Homöopathen, die vom Impfen abraten, überschreiten ihre
Grenze. Die Krankheiten, gegen die wir impfen, für die Impfungen
empfohlen sind, sind potentiell tödlich haben eine hohe
Komplikationsrate. Für diese Krankheiten brauchen wir die
bestverfügbare, wissenschaftliche Informationen. Wir brauchen Fakten und
nicht Glauben. Für mich ist es unverantwortlich, hier nicht zu impfen.
Für mich ist ein Todesfall, der durch Impfung verhindert werden
könnte, einfach nicht akzeptabel."
Diptherie-Epidemie in Russland Mitte der 90iger: viele Kinder starben, weil nicht mehr geimpft wurde. Diptherie wurde auch nach Deutschland eingeschleppt. Genausowenig ausgerottet: die Kinderlähmung.
Linda Rossi erkrankte im Alter von 10 Jahren an Kinderlähmung. Damals gab es keinen Impfstoff. Die Krankheit hat ihr ganzes Leben zerstört. Sie musste schwere Operationen ertragen. Heute ist sie auf eine Atemhilfe angewiesen. Sie fühlt sich von den Impfgegnern verhöhnt
Linda Rossi:
"Das ist so empörend, ich denke - mir wird körperlich schlecht,
wenn ich mir so was vorstelle, daß ein Mensch sich tatsächlich
hinstellt und andere Menschen von einer Impfung abhält oder abrät.
Da spüre ich alle körperlichen Schmerzen, die ich habe sonst."
Weitere Informationen zum Thema Impfungen finden Sie im Internet unter:
Zu Meningococcus-Impfstoffen:
Verdacht auf einen Impfschaden ?:
Datenbanken allgemein:
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Aribert Deckers