11.05.2005
Ernst Habermann war Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Als engagierter Kämpfer gegen Scharlatanerie hat er Vorträge gehalten und Artikel geschrieben, die im WWW teilweise noch erhalten, aber über etliche Domains verstreut sind.
Professor Habermann starb im Jahr 2001. Dank der freundlichen Erlaubnis von Frau Habermann darf ich Artikel ihres Mannes in meiner Web-Site wiedergeben.
Der folgende Test stammt aus einer Diskussion der "Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften" zum Thema "Evidence based medicine".
Aribert Deckers
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E. HABERMANN, GIESSEN
Wenn wir unser eigenes Tor nicht sauber halten, büßen wir Punkte ein. Wenn z.B. Zusatzbezeichnungen wie Homöopathie, Umweltmedizin und Naturheilkunde vergeben werden, muß "wohl etwas dran sein".
Diese grundätzliche Anerkennung kann sehr generös ausgelegt und ausgedehnt werden. Das Gleiche gilt für die Psychotherapie. Die "besondere" Therapie im Sinne des Arzneimittelgesetztes findet ihr Gegenstück in den "umstrittenen" Arzneimitteln der Schulmedizin.
Die Binnenanerkennung laut SGV wird hier ersetzt durch die schlichte Leugnung der Existenz "umstrittener" Arzneimittel (so hier der Ärztefunktionär Kossow, Hannover), d.h. der Konsens der Ärzteschaft genügt.
Daß Tausende von Arzneimitteln seit 1976 (bis 2005) hierzulande nur vorläufig zugelassen sind, weiß inzwischen sogar der Spiegel und die EU.
"Evidenc-based medicine" bringt ins Bewußtsein, wofür die "Evidence" fehlt, aber man sollte von ihr nicht verlangen, daß sie dieses Problem der Unschärfe der Medizin als Handlungswissenschaft löst.
Der Unterschied zwischen Schulmedizin und alternativer Medizin ist gleichwohl grundsätzlich: Während die erste sich bemüht, ihre Schwächen zu erkennen und nach Möglichkeit zu beseitigen, setzt die alternative medizin alles daran, ihre Schwächen zu verdecken.
Die Bereitschaft, einen Irrtum zuzugeben, macht die Schulmedizin unendlich viel attraktiver als die alternative Schwester, wenn es um Zeit, Geld und persönlichen Einsatz geht.
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Aribert Deckers